ERF Plus - Bibel heute Die Berufung des Levi und das Mahl mit den Zöllnern
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Es gibt Berufe, die in unserer Gesellschaft keinen guten Ruf genießen. Wenn wir an entsprechende Berufstätige denken, steigen häufig Vorbehalte auf. Ich muss zugeben: Auch ich habe etwa bei Terminen mit Versicherungsvertretern meistens das Gefühl, jetzt besonders vorsichtig und hellhörig sein zu müssen, damit ich nicht über den Tisch gezogen werde.
Ähnlich misstrauisch begegneten die Zeitgenossen Jesu dem Beruf des Zöllners. Den geschichtlichen Quellen zufolge waren das meist keine seriösen Staatsbeamten, sondern Privatleute, die den Zoll gepachtet hatten und mit Angestellten aus der einheimischen Bevölkerung die Gelder für Rom eintrieben. Eine zuvor festgelegte Summe musste an den römischen Staat fließen. Um nebenher gute Einkünfte für sich zu erzielen, verlangten die Zöllner gerne mehr als nötig. Die Zolltarife kamen willkürlich zustande und mit Absicht auf Gewinn maximiert. Für die Menschen im Umfeld galt ein Zöllner deshalb als Kollaborateur und Wucherer – aber das ist noch milde formuliert. Die Begriffe „Zöllner“ und „Sünder“ waren so gut wie gleichbedeutend und kamen in einem Rutsch über die Lippen. Obendrein galt dieser Berufsstand frommen Juden als kultisch unrein, denn Zöllner pflegten viele Kontakte zu Fremden. Die hatten Israel schon oft genug umgarnt, betrogen und um ihre Souveränität gebracht, so die landläufige Meinung.
Jesus interessiert sich für den Einzelnen
Wir können uns die Entrüstung der Pharisäer nicht groß genug vorstellen, als Jesus mit Zöllnern nicht nur sprach, sondern sogar bei ihnen zu Hause war, zu Tische saß und sich das Essen schmecken ließ. Hätte Jesus sich an den gängigen Vorurteilen orientiert, so wäre er wohl nie auf die Idee gekommen, Levi anzusprechen. Aber er hat es getan und damit gezeigt, dass er jeden Menschen einzeln in den Blick nimmt, sein Potenzial erkennt und sich nicht von zweifelhaften Konventionen bestimmen lässt. Ja, Jesus Christus ist anders, und das zu unserem Besten!
Ich habe mit 19 Jahren selbst erfahren, wie überraschend und schön das ist, dass Gott nicht das Maß bestimmter frommer Angewohnheiten und Gebräuche bei mir anlegt, sondern mit meinem Glauben allein schon zufrieden ist. Ich bin nicht mit dem Christentum aufgewachsen. Ich habe keine Gebete gesprochen und das Wort „Lobpreis“ war ein Fremdwort für mich. Dennoch ist Jesus mir durch eine missionarische Freundin und einen kirchlichen Glaubenskurs nahegekommen. Hier spürte ich keinerlei Vorbehalte, stattdessen ein echtes Interesse an meiner Zukunft. Nicht aus christlichem Hause stammen, und doch bei Gott voll dazu gehören. Das geht – und das nennt sich Gnade. An mir hat Gott sich bewährt als jemand, der das Gottvertrauen und die Liebe eines Menschen viel erstrebenswerter findet als irgendeine streng-religiöse Performance. Unser Auszug aus dem Lukasevangelium zeigt: Nicht der selbstgerechte Mensch, der Jesu Menschenfreundlichkeit kaum ertragen kann, wird von Gott bestätigt, sondern der normale Mensch, der zerknirschten Herzens ist, der sich von Jesus rufen lässt und ohne Spektakel einfach aus seiner Gnade lebt.
Nachfolger werden
Aufgrund seiner Einkünfte beim Zoll haben wir Grund zur Annahme, dass Levi unter den Jüngern der reichste war. Als er jedoch dem Ruf Jesu gefolgt war und seinen Posten verlassen hatte, gab es für ihn kein Zurück mehr. Diese Grundentscheidung seines Lebens fasst die Bibel mit nur drei Wörtern zusammen: „Er verließ alles.“ (Vers 28)
Diese bemerkenswerte Begegnung zwischen dem Zöllner Levi und Jesus hat der Liederdichter Jürgen Henkys eindrücklich zusammengefasst und daraus eine Frage an uns heute abgeleitet:
„Jesus, der durch die Straßen kam, den Mann vom Zoll zur Seite nahm und bei ihm wohnen wollte, dass der sich freuen sollte – vielleicht kommt Er auch heut vorbei, fragt mich und dich, zwei oder drei: Wollt ihr mir euer Leben, und was ihr liebhabt, geben?“ (Jürgen Henkys, Evangelisches Gesangbuch Nr. 313)
Lebensveränderung!
Auch Sie müssen vor Gott, Ihrem Schöpfer, kein Zeugnis über besondere Leistungen vorlegen und schon gar nicht über eine bestimmte soziale oder geographische Herkunft. Lassen Sie sich nur diese entscheidenden Worte Christi zu Herzen gehen: „Ich bin gekommen, die Sünder zur Buße zu rufen und nicht die Gerechten.“ (Vers 32) Ich meine, dabei soll „Buße tun“ nichts mit Strafzetteln zu tun haben. Im gesamten Neuen Testament findet sich ein roter Faden, der darauf hinweist, dass Buße eine Veränderung der Sinne bedeutet. Die Sinne kehren sich ab von eigensüchtigen Ambitionen, wie z. B. hier vom Vorsatz der Gewinnmaximierung um jeden Preis. Die Sinne des Menschen kehren um in eine neue und verheißungsvolle Richtung; erst der in seinen Sinnen bekehrte Mensch kann in Jesus Christus Gott erkennen und Ihn als seinen Herrn akzeptieren. Das verschafft uns zwar nicht in allen Umständen ein besseres Leben im äußeren Vergleich zu Nicht-Christen, aber wir gewinnen damit eine feste Zuversicht auf das, was man jetzt noch nicht sieht: die Ewigkeit in der Herrlichkeit Gottes.
Sie haben jetzt also erfahren, dass Jesus Christus menschenfreundlich ist und sich nicht stoppen lässt von scheinbar festen Barrieren. Und Sie wissen jetzt, dass die Umkehr zu Jesus allen offen steht, selbst Zolleintreibern, die bisher nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht waren. Sie haben auch gehört, dass Umkehr reich entlohnt wird. Durch die Heilige Schrift fordert Jesus auch heute wirklich jeden Menschen auf: „Folge mir nach!“ (Vers 27) Ich wünsche Ihnen, dass Sie darauf reagieren, am besten heute.
Autor: Patrick Pulsfort
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