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#419 - Unsere Gesellschaft braucht mehr glückliche Mütter!

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Der Business Podcast - Sales & Mindset Impulse für selbstständige Frauen

Zu Gast in dieser Folge ist Selina Furter, Coach für ambitionierte Working Moms. Selina teilt ihre persönliche Geschichte, wie sie während ihrer Schwangerschaft und nach der Geburt ihres Kindes 2015 mit beruflichen Herausforderungen konfrontiert wurde und wie diese Erfahrungen sie schließlich dazu brachten, andere Mütter zu unterstützen.

Themen wie Erschöpfung, mentale Überforderung und das Jonglieren von Karriere und Familie sind zentrale Punkte, mit denen Mütter zu Selina kommen. Sie betont die Wichtigkeit, sich selbst zu priorisieren und unterstützt zu werden. In ihrer Arbeit legt sie besonderen wert darauf, dauerhafte Veränderungen zu bewirken.

Welche Rolle die eigenen Werte, Grenzen und Identität für ihre Coachees und sie spielen, erfährst du in der aktuellen Folge von Moin um Neun.

Mehr Infos zu Selina:

Webseite: www.selina-furter.de Podcast: “Happy Working Mom” : https://selina-furter.de/podcast/ Linkedin: https://www.linkedin.com/in/selina-furter/

Link zu Gretel: https://www.instagram.com/gretelniemeyer/

Transkript:

Gretel: Moin Moin und willkommen zu einer neuen Folge Moin um Neun, dem Business Schnack mit Laura und Gretel. Heute ist Interviewtag und mir gegenüber sitzt Selina Furter. Selina ist Coach für ambitionierte Working Moms. Ich bin mir sicher, dass sie sich das auch vor ihrer Selbstständigkeit nicht hätte vorstellen können, dass es da so einen großen Bedarf gibt und dass sich da wirklich jemand so doll drum kümmern muss. Aber viele, viele Moms werden mit dem Müttersein plötzlich in eine bestimmte Schublade gesteckt und das ist keine schöne Schublade. Moin, liebe Selina, schön, dass du da bist.

Selina: Moin, liebe Gretel, vielen Dank für die Einladung. Freue mich sehr.

Gretel: Ja, ich freue mich auch. Wir haben ja schon im Zuge des Interviews in deinem Podcast, der auch Happy Working Mom heißt, festgestellt, dass ich mit dem Mutterwerden plötzlich so meine Karriere einen Knicks hatte und das da gar nicht so gut lief. Und bei dir war es ja ähnlich. Magst du uns einmal abholen, wie es bei dir gelaufen ist, als du Mutter geworden bist, 2015?

Selina: Sehr gerne. Also ich habe es mir ganz schön vorgestellt. Ich habe gedacht, ich bekomme das hin. Kinder, Karriere, alles in einem. Ich bin auch so aufgewachsen, dass das sozusagen die Lebensrealität ist. Ich bin ja auch im Ostteil von Berlin aufgewachsen. Und um mich herum haben alle Frauen gearbeitet. Das gehörte einfach total zu meinem Selbstbild. Ich wusste ganz genau, dass, wenn ich mal Kinder bekomme, ich war mir lange nicht sicher, ob ich überhaupt das möchte, dachte ich, dann kriege ich das alles zusammen irgendwie hin. Die Realität hat mir da einen kleinen Strich durch die Rechnung gemacht. Und zwar, ich war in einer Führungsposition, hatte also schon ganz gut Karriere gemacht, bin dann schwanger geworden, hab dann so wie man das so macht so für meine Vertretung gesorgt, hab geguckt, dass ich eben mit meinem Mann auch die Elternzeit aufteile. Wir wollten eben das auch gemeinsam machen, also jeder die Hälfte sozusagen. Ich wollte die erste Hälfte nehmen und dann wollte ich wieder in den Job einsteigen, auch wieder in Vollzeit und so weiter. Also in meiner Welt war das perfekt, alles war gut. Und dann bin ich in den Mutterschutz gegangen, habe auch bis zum letzten Tag alles gemacht, durchgezogen und genau drei Wochen später rief mich dann mein damaliger Chef an und hat gesagt, können wir mal zusammen einen Kaffee trinken gehen. Ich dann mit meinem kugelrunden Bauch dann irgendwie mich in so einen Kaffee gequetscht. Ja, und dann hat er mir eröffnet, dass die Position, auf der ich mich befand, nachbesetzt werden würde und dass er da nichts machen könne und dies und das. Und es wäre jetzt einfach jemand da platziert worden. Und auch unbefristet. Ja, und da ist für mich so eine ziemlich große Welt zusammengefallen. Weil ich eben, wie gesagt, von meinem Selbstbild her das überhaupt nicht verstanden habe, dass jetzt sozusagen meine berufliche Zukunft irgendwie anders sein sollte oder gar nicht mehr vorhanden sein sollte. Ich wusste gar nichts mehr. Und In dem Moment habe ich auch so gemerkt, wie so diese ganzen Glaubenssätze plötzlich auftauchten, die ich, wo ich dachte, die habe ich gar nicht so nach dem Motto, jetzt als junge Mama mich bewerben, mich nimmt keiner mehr, ich bin weniger wert. Die werden mir alle komische Fragen stellen, wenn ich in Bewerbungsgesprächen sitze. Und wie soll ich das überhaupt machen? Ich hab fast 30 kg zugenommen. Wie soll ich jemals wieder in meine Businessklamotten passen? Das waren alles so Sachen, die irgendwie da stattgefunden haben. Und mir ging es tatsächlich den Rest der Schwangerschaft. Und auch am Anfang, als die Kleine da war, überhaupt nicht gut mental. Weil ich bin wirklich in so eine Krise dann auch gestürzt. Wahrscheinlich war das dann auch alles zusammen, ne, mit so einem neuen Baby, bis der erst mal da total beansprucht, weißt gar nicht, wie das funktioniert. Dann irgendwie, wie gesagt, diese berufliche Zukunft, die sich da so unsicher darstellt. Ich war immer Hauptverdienerin bei uns in der Partnerschaft. Das heißt, ich hatte auch so ein bisschen Verantwortungsgefühl, was gedrückt hat dann auch einmal. Das hat mich vorher nie gestört, es hat aber dann plötzlich doch ein bisschen gedrückt. Ja, und dann hab ich irgendwie versucht, mich gleich zu bewerben und so und war irgendwie total confused. Also ich war ganz durcheinander und ein bisschen überfordert mit dieser ganzen Situation. Und wie gesagt, hab dann ganz schnell versucht, in meine Klamotten wieder reinzupassen, dass ich zu Bewerbungsgesprächen gehen kann. Ich war total aktionistisch, also ich dachte okay ich muss jetzt irgendwas machen. Ja hat dann natürlich nicht so ganz geklappt. Das kann man sich vorstellen die Ausstrahlung war jetzt nicht so die beste wahrscheinlich. Ja und dann bin ich am ersten Tag nach meiner Elternzeit zu meinem Arbeitgeber hingegangen und habe dann tatsächlich meine Kündigung in die Hand gedrückt bekommen. Und das war schon war schon ziemlich bitter. Und wie gesagt, ich war eigentlich vorbereitet, hatte irgendwie bis zum Schluss noch so gehofft, vielleicht ist es doch nicht so, vielleicht haben die doch noch eine Lösung gefunden. Aber es war halt nicht so. Dann habe ich die Kündigung bekommen und musste mich dann mit dieser Tatsache auseinandersetzen. Ich musste mich rechtlich damit auseinandersetzen, weil es ja auch eine unbegründete Kündigung war. Genau, und habe dann diesen Weg eingeschlagen, auch ins Coaching zu gehen, einmal um mir selber zu helfen, weil ich einfach dachte, ich muss irgendwas tun, mir geht es mental nicht gut. Ich habe irgendwie, ja irgendwie Schwierigkeiten mit dieser Situation umzugehen. Und auf der anderen Seite, ich war ja Personalerin, hat mir diese Coaching-Ausbildung auch für mein berufliche, für mein Profil sozusagen auch geholfen. Und deswegen habe ich dann angefangen auch mit diesem Coaching. Und jetzt habe ich ziemlich viel erzählt. So hat das alles angefangen, also meine Mutterschaft und wie sich das so entwickelt hat, diese ganze Situation. Und deswegen bin ich einfach diesen Weg gegangen, auf dem ich jetzt letztlich doch auch weitergehe.

Gretel: Und sag mal, unsere Geschichten sind ja nicht sehr unähnlich. Sie haben ja schon einige Komponenten, die sehr ähnlich sind. Das könnt ihr, wie gesagt, sehr gerne in Selinas Podcast nachhören. Mit was für Gefühlen ging das bei dir einher? Also weil ich glaube, es ist eins der ersten Male, dass ich als erwachsener Mensch richtig wütend war, richtig wütend, ich es richtig ungerecht fand, weil ich mich auch bis zuletzt so gut es ging, fürs Unternehmen stark gemacht habe, immer lojal war und so weiter und mir wurde einfach der krasse Mittelfinger gezeigt, hab mir auch anwältliche Hilfe geholt und so weiter und ich weiß noch, wie ich in diesem Gespräch mit der Anwältin saß und mir wurde halt gesagt, ja der Job wird nach London ausgelagert, viel Spaß, das kannst du ja mit einem Neugeborenen dann nach London ziehen. Und ich weiß noch, wie ich da saß und mich wirklich so von außen gesehen habe und ich wirklich so dachte, das kann eigentlich nicht wahr sein, dass mir das passiert, super ausgebildet, das kann einfach nicht wahr sein. Also so von Mut bis Unglaube, alles dabei. Wie war das bei dir?

Selina: Ja, also dieser Unglaub war bei mir auf jeden Fall auch vorhanden, weil wie gesagt, ich war fest davon überzeugt, dass das so läuft, wie ich das mir vorgestellt habe und so auch wie es auch abgesprochen war. Also es war ja alles besprochen. Womit ich wirklich wirklich lange zu kämpfen hatte, war so ein Schamgefühl. Ich habe wirklich lange irgendwie überlegt, was habe ich falsch gemacht, was hätte ich anders machen können und auch so dieses, ich muss mich ja jetzt auf dem Arbeitsmarkt wieder neu orientieren, mich nimmt als Mama von einem kleinen Baby niemand. Das war ein Gefühl, was mich lange begleitet hat. Und eher eine Traurigkeit auch. Dass dieses Bild, was ich mir vorgestellt habe, so zusammengebrochen ist. Wut hatte ich gar nicht mal so. Es ging dann später, als ich das so ein bisschen mehr auch zulassen konnte, eher so, dass ich es dann akzeptieren konnte und dass ich mich gewundert habe über meine Naivität auch ein bisschen. Weil wie gesagt dieses ganze Thema mit der Mutterschaft und sowas, das existierte vorher in meinen Gedanken nicht. Ich habe mir vorher nie darüber Gedanken gemacht, wie es dann wirklich sein würde, wenn ich eben arbeiten gehe und Mama bin. Und hatte auch da mich rum jetzt wenig Vorbilder, die eben das irgendwie gemacht haben und geschafft haben. Ich war wie gesagt auch in einer Führungsposition, da wird die Luft ja was Frauen mit Kindern betrifft, dünner. Also da hast du dann eben niemanden dich rum, der dann irgendwie sagt, ja so und so ist das oder so. Also ich konnte da auch niemanden fragen. Und deswegen, ja für mich war das alles ziemlich schockierend und überraschend. Ja und genau das war so und wie gesagt schambehaftet irgendwie. Eine relativ lange Zeit habe ich damit echt gekämpft, ja.

Gretel: Und was ich auch aus dem so raushöre, ich bin ja auch ein Ostkind, also für uns total normal, dass Mütter wieder arbeiten gehen und dass man in der Kita-Betreuung und im Hort und so weiter ist. Was ich jetzt bei dir auch schon sehr stark rausgehört habe, ist, dass du geguckt hast, was du noch machen kannst. Dass du wieder in die Klamotten passt, dass du zu diesen Gesprächen gehst. Was kannst du an dir noch optimieren, anders machen, besser machen, um wieder für andere attraktiv im Sinne als Arbeitnehmerin zu sein. Wie hat sich das gewandelt? Also ich bin mir sicher, dass sich das durch deine Coaching-Ausbildung verändert haben muss. Also dass es auch wahrscheinlich eine starke Rolle spielt in dem, was du deinen Happy Working Moms beibringst oder mitgibst. Weil es geht ja gar nicht, dass wir, jetzt sind hier die Mücken unterwegs, dass wir hier irgendwie alles an uns verändern um uns irgendwo rein zu pressen, oder?

Selina: Ja, total. Also das ist ein längerer Weg tatsächlich gewesen und mir hat zum einen natürlich die Ausbildung geholfen, weil ich eben da eben viele Tools an die Hand bekommen habe. Da waren dann plötzlich so Fragen, mit denen habe ich mich vorher nie beschäftigt. Das waren ganz simple Fragen tatsächlich meistens, aber das waren für mich trotzdem so Aha-Momente, dass ich auch mal so, was du vorhin beschrieben hast, so mal aus mir rausgehen konnte und mich selber beobachten konnte, mich selber mal von außen betrachten konnte, selber auch mal Qualitäten an mir selber irgendwie sehen konnte. Das ist mir sehr, sehr schwer gefallen, muss ich ganz ehrlich sagen. Und dann bin ich natürlich auch, als ich so weitergegangen bin, das erste Mal selbst in Coaching gegangen. Und habe gesagt, Mensch, arbeite mal mit mir, ich brauche Unterstützung, auch was dieses Thema Stärken finden betrifft und auch meinen beruflichen Weg weitergehen. Und war ja auch weiterhin immer in der Führungsrolle. Ich hab ja relativ schnell dann auch wieder einen Job gehabt. Auch das Thema, da muss man ja sehr viel Selbstmanagement einfach auch mitbringen. Und da habe ich einfach gespürt, dass ich da eine Stärkung brauche im Blick von außen, den ich selber so auf mich noch nicht hatte. Und das war so der Weg. Und natürlich ist das ein Weg, der immer noch sozusagen ongoing ist. Man ist ja nie fertig sozusagen mit irgendeiner Entwicklung, sondern das passiert ja die ganze Zeit. Aber ich bin jetzt endlich an einem Punkt, wo ich sagen kann, ich habe super viel Erfahrung, ich habe super viele Kompetenzen, ich habe tolle Fähigkeiten und ich kann die sehen und wertschätzen. Und wenn mir eine Klamotte im Schrank nicht passt, ja, dann muss ich halt eine Größe größer kaufen. Das ist ja nicht mehr so das Problem, wo ich so denke, okay, dann bin ich halt jetzt keine Medium Lady mehr, sondern eine L. Das sind auch so Sachen, mit denen kann ich mich mittlerweile super gut arrangieren und das auch wertschätzen und nicht immer so an mir herumzumekeln und auch so dieses, was du gesagt hast, dass man sich immer versucht anzupassen, sondern dass man eher guckt, okay, was bringe ich denn mit und das dann das Umfeld sozusagen dann eher anders auszuwählen.

Gretel: Ich glaube, es ist halt auch so, also wenn man in so einer Situation ist, ich stelle jetzt gerade bei dir auch so vor, du hast dann da die letzten Wochen Mutterschutz und dann hast du ein kleines Baby zu Hause und eigentlich möchtest du ja auch dort da sein. Ich meine, die meisten Mütter kennen ja das berühmte schlechte Gewissen, nirgendwo ganz total zerrissen zu sein und jetzt hast du da dieses kleine Baby, für das du eigentlich da sein möchtest, aber dann hast du auch noch diesen Druck, dass du Geld verdienen musst, möchtest, wie auch immer. Du hast irgendwie diese ungerechte Behandlung, die dir da irgendwie widerfahren ist. Und das ist halt einfach krass, dass du nirgendwo ganz so präsent sein konntest, wie du das wahrscheinlich wolltest.

Selina: Ja, absolut. Also das war auf jeden Fall eine große Unsicherheit auch, weil so ein Stück Identität ist dann so weggefallen. Und genau, das ist ja jetzt immer die Frage, wie mit welcher Identität man sich sozusagen auch, also welche man sich so aneignet. Aber für mich war der Job, der Beruf, das war ein großes Stück Identität. Ich meine vorher, ich war in einer Partnerschaft und in einem Job. Das waren die zwei großen Dinge meines Lebens. Da war ja nicht viel mehr drum rum. Durch das Muttersein bekommt man ja noch etwas dazu, wo man sich dann auch wieder mit identifiziert. Auch das ist etwas, was ich gelernt habe, dass ich eben auch als Mensch viele Rollen haben kann und dass ich Rollen auch an und ablegen kann, wie ich das gerne möchte oder mehr ausfüllen kann oder weniger ausfüllen kann, wie das zu mir passt. Und zum Beispiel auch so eine Mama-Rolle kann man sich ja auch so anpassen, wie es für sich selbst passt. Man ist ja nicht gezwungen sozusagen 100 Prozent seiner Zeit immer mit dem Kind zu verbringen. Es ist auch immer die Frage, ob das dem Kind dann auch so gut tut. Und deswegen finde ich das immer gut, wenn man sich da wirklich darüber Gedanken macht, was möchte ich wirklich und wo sehe ich mich und was brauche ich dafür und wie kann ich mir das so bauen, dass es für mich sich gut anfühlt einfach.

Gretel: Amen, ich kann es nur so unterschreiben, also mir ging es ja so weiter, dass ich noch ein zweites Kind hinterhergekriegt habe und im Beschäftigungsverbot war und so und ja wirklich drei Jahre nicht gearbeitet habe und für mich war das ein krasses Aufatmen, als ich wieder arbeiten konnte, weil es ja auch ein Teil unserer Identität ist, von den Moms, die auch arbeiten möchten. Mit welchen Themen kommen denn die Frauen, die Mütter meistens zu dir? Also, jetzt haben wir schon irgendwie so was besprochen wie vielleicht schlechtes Gewissen, Zerrissenheit, mentale Überforderung. Was sind so die Einstiegspunkte, wo die Mütter dann sagen, boah, jetzt hole ich mir Hilfe in welcher Art auch immer?

Selina: Also dieses Erschöpfungsthema ist auf jeden Fall ein großes Thema und dieses, Was du auch schon gesagt hast, dieses dazwischenstehen zwischen Job, Familie, eigenen Erwartungen, vielleicht noch ein anderes Umfeld wie Schwiegereltern und weiß ich nicht, was die da auch noch mal mit reinmischen und nicht zu wissen, wie kann ich allen und allem gerecht werden, was man ja nie kann. Aber das ist so das Gefühl, ich muss dem allen gerecht werden. Und dieses Gefühl erfüllt sich nicht. Und dann gehen Frauen auf die Suche. Aber auch das berufliche Fortkommen ist häufig einfach auch ein großes Thema. Wie kann ich als Mama trotzdem beruflich erfolgreich sein? Und beruflich erfolgreich heißt ja nicht unbedingt immer vertikal hoch, sondern vielleicht auch horizontal irgendwie weitergehen oder überhaupt erst mal zu überlegen, was will ich eigentlich? Ich bin seit über 13 Jahren als Personalleiterin in verschiedenen Unternehmen gewesen und habe da einfach auch viele Frauen auch in Führungspositionen natürlich begleitet. Und das ist auch ein Punkt, wo Frauen häufig gar nicht so richtig wissen, kann ich mir das zutrauen? Und wie mache ich das dann auch wirklich? Wie kriege ich das überhaupt hin, wenn ich mich jetzt schon so, wenn ich mal eine Stunde laufen gehe oder so was fühle, als ob ich etwas mache, was mir nicht zusteht. Da arbeiten wir natürlich ganz stark an diesen Glaubenssätzen, an diesem Mutterbild, an dieser perfekten und an diesem perfekten Ideal, was es ja nicht gibt, aber was uns ja immer überall vorgespielt wird. Und genau, das ist so wichtig, das abzulegen und zu sagen, nee, das muss ich nicht sein. Ich darf auch beruflich fortkommen und ich darf auch mehr arbeiten, zum Beispiel. Weil der Stundenumfang ist ja auch wichtig, dass Frauen da nicht bei ihrer geringen Teilzeit bleiben. Viele wollen das eben einfach eigentlich auch gar nicht. Und sehen aber für sich irgendwie nicht so einen richtigen Weg. Also, die stoßen da irgendwie immer so an Grenzen. Dann ist da irgendein Chef, der sagt, nee, ich will nicht, dass du mehr arbeitest. Oder der Mann sagt, nee, ich will, dass du hier zu Hause irgendwie jeden Abend was kochst oder sowas. Keine Ahnung. Und die Frau sagt, nee, das ist aber nicht, wie ich mir mein Leben vorstelle. So. Und dann, das sind so Einstiegspunkte. Ja.

Gretel: Ich bin so gespannt. Ich bin hier innerlich die ganze Zeit am nicken. Du hast ja vorhin auch gesagt, dass dir auch im Coaching relativ einfache Fragen gestellt wurden und du gar keine Antwort darauf hattest. Und ich finde es so spannend, weil ich tatsächlich damals auch so vor zwei Jahren oder drei Jahren mich mal jemand gefragt, was sind denn deine Bedürfnisse? Und das war so, warte kurz, also was meine Kinder brauchen, kann ich dir sagen, mein Mann auch, meine Kundinnen auch. Ich kann Bedürfnisse haben. Ich darf das. Ach, ist ja verrückt. Ja, okay. Und dann, wie du es ja gerade gesagt hast, es ist halt super schwer, wenn wir solange in einer Rolle waren und gut funktioniert haben für alle, die wollen das natürlich nicht, dass wir uns verändern. Die wollen natürlich nicht, dass wir jetzt mehr arbeiten oder weniger zu Hause sind oder dann auch noch zum Sport gehen und so weiter. Und ich glaube, dass das oder ich sehe das ja auch bei unseren Kundinnen, wie schwer das ist, da sich rauszukämpfen und da zu sagen, jetzt muss ich in mich selber investieren, boah krass, mein Mann will das aber nicht. Oder ich habe sowieso schon keine Zeit, wie soll ich jetzt auch noch die Zeit finden, ins Coaching zu gehen und irgendwie was für mich zu tun? Was sagst du den Müttern dann? Also was, wie reagierst du da, wenn du ja schon ganz klar siehst, wo sozusagen die Handlungspunkte sind, sie aber schon noch in diesem gesellschaftlichen Bild gefangen sind oder dieses, okay, ich kann mir das nicht erlauben.

Selina: Also klar, das ist ein ganz großer, also ein großer Glaubenssatz auch, dass man sich das irgendwie nicht erlauben darf. Oder warum, warum soll ich das, meine Eltern oder meine Mutter oder meine Tante, die hat das auch alles alleine hingekriegt. Warum soll ich das nicht alleine hinbekommen? Was die für einen Preis dafür gezahlt haben, das wissen wir Meistens gar nicht. Auch wenn wir jetzt hier aus dem Osten von Deutschland kommen, die Frauen sind zwar arbeiten gegangen, die haben aber trotzdem die ganze Kehrarbeit gemacht. Es ist ja nicht so, dass es gleichberechtigter war. Es war nur mehr sozusagen zusammen. Und womit ich gerne auch argumentiere, ist, dass dieses Invest in dich selbst ja ein Return hat. Also dieser Return kann sein in Zeit, dass du eben lernst, wie du Zeit für dich sozusagen generierst in dem bestehenden Setting, das du hast, dass du eben nach dem Coaching zum Beispiel zwei Stunden mehr Zeit pro Woche für dich hast. Oder es kann auch ein Return sein in Sachen Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein, seine eigenen Bedürfnisse zu äußern und dann eben eine größere Zufriedenheit haben. Und es kann auch sein, dass durch dieses Coaching, du ganz häufig, das ist so die Rückmeldung durch diese Krisen, die ja trotzdem passieren, die gehen ja nicht weg, das Leben ist in Wellen und so. Dass du da viel besser durchkommst, dass die nicht mehr so lange andauern, das du nicht mehr so tief fällst. Dass du viel schneller wieder am anderen Ende sozusagen rauskommst und mit einem besseren Gefühl, dass diese Nachhaltigkeit ist das, was mich selber auch immer so fasziniert an bestimmten Dingen, dass du das für dein ganzes Leben einfach mitnimmst. Und das ist, glaube ich, was ganz tief aus mir rauskommt, weil ich davon ganz, ganz fest überzeugt bin. Und das sind auch diese Rückmeldungen, die ich Gott sei Dank auch bekomme, dass die Sachen tatsächlich lange, lange nachwirken.

Gretel: Und hast du das Gefühl, dass sich was verändert hat in der Bereitschaft an sich zu arbeiten oder vielleicht eher in der Erlaubnis, was für sich zu tun. Weil ich habe so ein bisschen das Gefühl, als ich vor acht Jahren das erste Mal Mutter wurde, da habe ich auch gedacht, so naja, okay, also so ist es jetzt halt, ne? Du musst dich noch besser strukturieren und du musst noch besser gucken, dass du das alles hinkriegst. Und das war eher so eine Selbstoptimierung. Ich wäre wahrscheinlich schwerlich auf die Idee gekommen, da um noch mehr Hilfe zu bitten oder andere Menschen einzubinden und so weiter. Und ich habe ein bisschen das Gefühl, aber vielleicht ist es das Gefühl, dass zum Beispiel über Bücher wie Wir sind doch alle längst gleichberechtigt, dass da mehr Awareness einfach für dieses Thema Care Arbeit, Mental Load und so weiter aufgetaucht ist. Aber bilde ich mir das ein, weil es in meiner Bubble so ist oder ist das wirklich so?

Selina: Das ist eine gute Frage, die stelle ich mir tatsächlich auch, weil ich auch das Gefühl habe, dass das Bewusstsein dafür stärker geworden ist, eben auch durch diese tollen Publikationen, die es gibt. Es gab ja auch tolle Dokumentationen, auch im freien Fernsehen sozusagen zum Thema Mental Load zum Beispiel und so. Also ich glaube schon, dass es mehr im Bewusstsein ist, aber ich glaube, dass es Frauen generell schwerfällt, Hilfe anzunehmen, Unterstützung anzunehmen. Frauen sind einfach unglaublich leidensfähig. Und auch so, was du gesagt hast, ich muss das irgendwie alles alleine schaffen, ist auch so ein ganz tiefsitzender Glaubenssatz, da drüber hinauszukommen, das ist schon echt schwer. Ich glaube, durch dieses ganze Social Media, dass viele Menschen über dieses Thema sprechen, ist da bestimmt schon ein bisschen mehr Bereitschaft dafür. Auch überhaupt, Coaching ist ja publik, dass es das gibt. Das war vor ein paar Jahren auch noch nicht so, dass jemand gedacht hat mich coachen lassen, was ist das, kenne ich gar nicht. Ich glaube dieses an sich dieses Thema, dass man an sich arbeiten kann und dafür eine Unterstützung bekommen kann ist glaube ich schon ein bisschen bewusster. Aber wie gesagt, ich glaube trotzdem, dass diese Bereitschaft sich wirklich unterstützen zu lassen, noch sehr sehr gering ist tatsächlich.

Gretel: Ja, ja gut, da sagst du ja auch so was wie 30 Minuten Schaumbad hol dich nicht aus der Erschöpfung raus. Das ist immer noch so ein bisschen dieser Irrglaube. Ich nehme jetzt ein bisschen Me-Time, sei dass ich mit einer Freundin telefoniere oder mich mal eine halbe Stunde ins Bett lege oder dieses Schaumbad mache und dann wird es schon gehen. Aber das hilft ja nicht bei diesen ganzen Sachen, wie du gerade gesagt hast, bei tiefsitzenden Glaubenssätzen, bei nicht gleichberechtigt verteilter Arbeit, bei, oh Gott, ich hab schon ein schlechtes Gewissen, wenn ich abends zum Sport gehe, weil dann zu Hause jemand weint. Da hilft dir ja auch kein Schaumbad.

Selina: Nee, absolut. Und das meine ich auch damit, dass Coaching muss nachhaltig sein. Wir können nicht einfach einen Pflaster draufkleben und sagen, so, irgendwie wird das schon. Sondern wir müssen schon gucken, woher kommt denn jetzt die Wunde und wie können wir das vermeiden, dass sie noch mal auftritt? Und dass man kann ins Schaumbad gehen, und man kann sich massieren lassen, und man kann sich die Nägel machen lassen, das tut auch gut. Aber wenn man da sitzt und permanent ein schlechtes Gewissen hat, dann hat man irgendwie keine Erholung. Und dieses einfach mal nur so rumsitzen können, nichts zu tun. Das ist eine Kunst, an der arbeite ich selber auch. Aber trotzdem ist es etwas, was sozusagen das Ziel sein sollte, dass man sich wirklich mal hinsetzen kann, dass man rausgucken kann irgendwie und die Zeit genießen kann, ohne irgendwie ständig zu denken, ich muss noch dies machen, ich muss noch das machen, dass dieses Gehirn, dieses Gedankenkarussell einfach mal aufhört zu rattern. Also das ist wirklich das Ziel und wenn Schaumbad dabei hilft, ist es super, aber wenn es sozusagen so eine vorgeschobene Maßnahme ist, so jetzt habe ich aber mal was gemacht. So jetzt Haken dran. Dann ist es glaube ich nicht der Sinn der Sache.

Gretel: Ja genau. Jetzt habe ich was gemacht. Jetzt muss ich noch dankbar sein, dass mir jemand eine halbe Stunde meine Kinder abgenommen hat und jetzt komme ich in die nächste Spirale. Das bringt gar nichts. Schließt super an an das Thema Grenzen setzen. Grenzen setzen ist für dich ja auch ein großes Thema. Ich finde immer, das ist sehr abstrakt für viele. Du hast es ja ein bisschen geklustert in die Arten von Grenzen oder wie man so unterschiedliche Sachen, die einem widerfahren, unterteilen kann. Ich habe es mir mal aufgeschrieben, es ist dieses People-pleasing, Perfektionismus und Leistung. Und ich glaube, das ist auch so ein Ding von, wenn ich nicht leiste, was bin ich denn eigentlich noch wert und was zählt eigentlich alles in Leistung? Wie verstehst du Grenzen setzen? Warum ist das so schwer? Und hast du vielleicht einen Tipp so in Petto, wo du sagst, okay, das ist ein guter Startpunkt. Ich weiß, eine riesige Frage. Ich hole vielleicht einmal so ein, zwei, drei Nuggets raus, die wir gerne so mitnehmen dürfen.

Selina: Also, wo ich gerne ansetze, ist so dieses Thema Werte. Also, sich mal zu überlegen, was habe ich für Werte und wie möchte ich mein Leben danach ausrichten. Bevor du Mama wirst, so war das bei mir, ich kann mich gut als Beispiel nehmen, war meine Karriere für mich alles. Mein Job hat mir sehr viel bedeutet. Dementsprechend war einer meiner Werte diese berufliche Weiterentwicklung. Mit der Mutterschaft hat sich das natürlich verändert und das heißt nicht, dass mir die berufliche Entwicklung nichts mehr wert ist, sondern aber sie ist ein bisschen zurückgetreten hinter dieses Thema Familie einfach. Also meine Werte haben sich verschoben. Und ich glaube, dass es ganz, ganz wichtig ist, dass wir uns einmal bewusst machen, wer wir sind in unseren Rollen. Also was unsere Werte sind und was dann auch die Prioritäten sind. Und ich mache diese Wertearbeit super gerne mit meinen Kundinnen, weil das einen totalen Aha-Effekt auslöst. Also zum Beispiel hatte ich letztens eine Kundin, bei der war das Thema Genuss ein großer Wert, dieses Thema. Ich möchte genießen, ich möchte zum Beispiel mit meinem Mann schön essen gehen und es muss lecker und schön sein und es muss irgendwie eine Atmosphäre haben und so weiter. Wenn ich das weiß, dann kann ich mein Leben ja danach ausrichten. Und wenn ich das mache, dann habe ich automatisch ja auch so eine Art Grenze gesetzt. Jetzt im positiven Sinne, ich möchte diese Zeit mit meinem Mann, wo ich mit dem lecker essen gehen kann, schützen. Und das darf man sich immer so ein bisschen bewusst machen. Man kann sich das vielleicht vorstellen, ich weiß nicht ob du wohnst bestimmt in einem Haus und hast einen Garten. Und jetzt stell dir mal vor, vielleicht ein Klein- oder ein Stück Balkon oder was auch immer. Und jetzt stell dir vor, alle diese Dinge, die dir wirklich was wert sind, die sind in diesem Garten oder auf diesem Balkon. Und der Zaun um deinen Garten herum, das ist die Grenze. Und du überlegst jetzt ganz bewusst, was darf in deinem Garten und was ist außerhalb dieses Zaunes, außerhalb deines Gartens. Und die Dinge, die aber drin sind innerhalb des Zauns, die schützt du. Und die versuchst du irgendwie auch im Alltag zu schützen. Und das können wirklich kleine Dinge sein. Das muss gar nicht so abstrakt sein. Das kann auch sein, wenn ich dreimal die Woche 30 Minuten laufen gehe, dann ist mir das wichtig, weil das gehört zu meinem Wert Gesundheit zum Beispiel oder Fitness. Und dann packe ich das in meinen Garten rein. Oder dass ich irgendwie zweimal die Woche abends meinen Kindern was vorlese, kommt in meinen Garten rein. So und man kann es super messbar auch machen. Also ich bin immer dafür, dass man es sehr sehr praktisch macht, dass man es irgendwie im Alltag auch messen kann, dass man sagen kann, okay, die Zeit mit meinem Mann, ich hab einmal die Woche ein Date mit meinem Mann, das kann man da reinpacken und sagen, okay, das ist das, was ich schützen will. Und dann hab ich auch schon automatisch in die Grenze gesteckt und muss das gar nicht mehr so negativ irgendwie immer machen, sondern ich kann ja auch die Dinge einfach abgrenzen, die mir wichtig sind und alles andere bleibt erst mal draußen. Da kann ich immer noch überlegen, ob ich die Tür dafür aufmache oder nicht. Aber es ist meine Entscheidung. Das ist immer wichtig.

Gretel: Super cool. Ich glaube, das schließt auch ein bisschen an dieses Thema an, an das Messbarmachen und so weiter. Denn wir haben ja eigentlich erst gesagt, es geht gar nicht darum, dass du dich selber die ganze Zeit optimierst, sondern dass du auch guckst, was brauchst du, wo kannst du dir Hilfe holen und so weiter. Und du sagst ja aber auch, wenn du Routinen in dein Leben rein holst, dann hilft dir das auch enorm, um mehr Zeit zu haben für die Sachen, die dir wichtig sind. Und du hast irgendwo geschrieben, eine gute Routine ist wie ein all inclusive Buffet im Hotel. Was meinst du damit?

Selina: Also so ein Buffet, da hast du ja ganz viele Sachen drauf, und du isst ja aber eigentlich alles. Du wirst ja nur auf deinen Teller das raufpacken, was du gerne magst. Vielleicht probierst du auch mal was. Und du packst eben die Routinen, die sozusagen auf diesem Buffet sind, auf deinen Teller rauf, die, die du magst und dann kannst du die mal probieren und du wirst feststellen, welche dir schmecken und welche nicht so gut schmecken und dann kannst du eben gucken, die, die dir schmecken, kannst du ja mehr von machen oder jeden Tag, wenn du jetzt länger im Urlaub bist und dieses Buffet jeden Tag aufgebaut hast, dann nimmst du einfach deinen Teller und dann weißt du morgen schon, welche Routinen dir richtig lecker schmecken und dann packst du die wieder auf deinen Teller. Und so entstehen einfach diese Abläufe, die sich ja auch wiederholen. Und ich bin totaler Fan von Routinen, weil die einfach den Tag gut strukturieren und weil die dafür sorgen, dass du die Dinge, die dir wirklich gut tun, dass du sie auch machst. Weil Routinen ja dafür sorgen, dass du sie nicht vergisst. Eine gute Routine ist ja so implementiert, dass du dran denkst beziehungsweise die irgendwo anknüpft oder so was. An das Zähne putzen oder an den Kaffee oder an überhaupt die Tageszeit oder wenn du abends nach Hause kommst, hast du irgendeine Routine. Die findet ja statt. Ob das jetzt eine gute oder eine schlechte ist, ist jetzt die Frage. Eine Routine kann ja auch sein, dass man sich abends auf Sofa sitzt und durch Instagram scrollt. Das ist auch eine Routine. Genau, und deswegen ist es so wichtig, sich diese Abläufe bewusst zu machen und zu gucken, wo kann ich mir guttuende Routinen so in meinen Alltag holen, dass ich die Dinge, die mir wichtig sind, sind wir wieder bei den Werten, wirklich auch mache und die Dinge, die mir vielleicht nicht so wichtig sind, versuche irgendwie zu überschreiben mit was anderem, irgendwie die aus dem aus dem Leben vielleicht kleiner zu machen oder zu vermeiden, irgendwie so. Genau und deswegen so dieses Buffet war so mein Bild, wo ich dachte, ja, du kannst dir doch alles nehmen, was du gerne möchtest, wenn es dir schmeckt. Und dann, du hast eine breite Auswahl und es sagt dir niemand, was du nehmen darfst und was nicht.

Gretel: Und dass du aber das natürlich auch schaffst, dann die anderen Sachen mal draußen zu lassen. Das andere nicht zu machen, nicht die ganze Zeit zu denken, oh das müsste ich auch noch und das würde ich auch gerne noch unter, sondern sich wirklich mal auf das zu fokussieren, was jetzt wirklich was bringt.

Selina: Ja ich bin totaler Fan auch dieser Strategie der kleinen Schritte, wirklich die Schwelle so niedrig zu machen wie möglich, eeil wenn ich jetzt zu dir sage, so ab morgen läuft jetzt eine Stunde jeden Tag, wirst du mir ein Vogel zeigen sagen, wie soll ich das denn machen. Aber wenn ich zu dir vielleicht sage, ja mach doch morgen mal so, weiß ich nicht, so fünf Minuten irgendwie, gehst du mal ein bisschen rausspazieren. Und wirst du sagen, fünf Minuten ist ein bisschen wenig. Dann sag ich dir, mach aber mal, eine Woche fünf Minuten ist super. Und in der zweiten Woche gehst du dann vielleicht zehn Minuten, weil du dann einfach diese fünf Minuten schon so verinnerlicht hast, dass du in der zweiten Woche mit zehn Minuten super klarkommst. So und so fängt man an, irgendwie so Dinge klein aufzubauen, damit sie sich auch wirklich richtig fest verankern und auch Spaß machen. Das darf man ja auch nicht vergessen. Wir wollen ja Spaß im Leben haben.

Gretel: Ja voll. Ich finde das so, ich finde es so witzig, weil also gerade auch berufstätige Mütter, wir haben es ja schon gesagt, wir sind auch über Leistungen irgendwie mitdefiniert und wir machen unsere Jobs gern oder haben sie gern gemacht und so weiter. Und mir hat auch mal eine Coachin gesagt, ja, mach doch das und das. Und ich habe gesagt, ja, viel zu wenig. Also ich meine, was soll das denn? Das bringt ja gar nichts. Ich muss immer die Extra-Meile gehen. Das ist voll in mir drin. Und so weiter hat sie gesagt. Ja, und die Extra-Meile ist jetzt Umsetzen. Wirklich auch machen. Und da habe ich so gedacht, Scheiße. Mit den eigenen Mitteln geschlagen. Aber es ist ja, wie du sagst, klein anfangen und das aber wirklich auch machen.

Selina: Ja, und das hilft sehr.

Gretel: Ja, Selina, wir sind leider schon so gut wie am Ende, aber ich möchte auf jeden Fall, dass die Working Moms da draußen, die uns zuhören, ob sie jetzt angestellt sind oder selbstständig oder die, die gerade Mütter werden und sich da irgendwie Gedanken drüber machen oder es schon sind und merken irgendwas stört mich. Den möchte ich gerne noch mal mitgeben, wie sie mit dir arbeiten können. Erzähl uns doch mal neben deinem super duper Podcast Happy Working Mom, den ich sehr empfehlen kann. Wo trifft man dich an? Wie kann man mit dir arbeiten? Was bietest du da an?

Selina: Super gerne. Also als erstes habe ich eine Homepage, bei der man sich nicht wundern darf, dass ich da noch mit blonden Haaren abgebildet bin. Aber es ist meine Homepage, die heißt selina-furter.de. Da kann man sich mal ein bisschen umschauen, auch über meinen Werdegang und da auch einen Gesprächstermin für ein kostenloses Beratungsgespräch vereinbaren. Dann gucken wir einfach, ob Coaching zu dir passen würde, zu deiner Situation passen würde, ob das, was du gerne möchtest, eben, ob wir das gemeinsam erreichen können. Und das ist dann eine eins-zu-eins-Begleitung. Die biete ich an über drei oder sechs Monate. Häufig fangen wir auch mit drei Monaten an und machen dann einfach eine Verlängerung. Das kann man dann eben einfach individuell entscheiden. Jetzt im Moment habe ich gerade zum Beispiel nächste Woche eine New-Me-First-Challenge, wo wir uns darum kümmern, dass du dich selbst wieder priorisiert und an die erste Stelle stellst. Das werde ich vielleicht auch wiederholen. Also das sind auch so kleinere Angebote und ansonsten ist meine Homebase tatsächlich LinkedIn. Da findet man auch sehr, sehr regelmäßig Beiträge von mir und da kannst du einfach mal reinlesen und gucken, ob das, was ich da so erzähle, mit dir resoniert und mir einfach da eine Nachricht schicken. Also auf LinkedIn bin ich sehr aktiv und dann kannst du mir auch einfach schreiben. Genau.

Gretel: Sehr cool, ich danke dir. Ich habe noch einen letzten Punkt und dieses Statement möchte ich einfach gerne dir überlassen oder du darfst sozusagen was dir einfällt, denn ich habe so festgestellt, für viele Mütter, mich eingeschlossen, ist es am Anfang sehr, sehr schwer, was für sich selbst zu tun. Wenn ich aber merke, okay, das bringt allen was, wenn ich die berühmte Maske im Flugzeug erst mir aufsetze und mich dann um die Familie kümmere oder auch meinen Job, dann ist das sehr, sehr hilfreich. Aber ich weiß, dass es schwer ist, für viele Mütter in sich zu investieren und für sich loszugehen. Und jetzt hast du aber das Statement auf deiner Seite, unsere Gesellschaft braucht mehr glückliche Mütter. Was, warum und wie und was sind deine Gedanken dazu?

Selina: Ich glaube tatsächlich, dass wenn Frauen anfangen, mehr stolz auf sich zu sein, mehr auf das zu schauen, was sie jeden Tag großartiges leisten. Und dabei geht es gar nicht darum, dass sie viel tun, sondern dass sie einfach da sind. Dass sie einfach für ihre Kinder da sind, für ihre Familie da sind, für sich selbst da sind. Und wenn sie da ein bisschen mehr Stolz drauf entwickeln, dann hätten wir einfach eine andere Welt. Ich bin 100%ig überzeugt davon, und deswegen ist mir das so ein Anliegen, dafür zu sorgen, dass möglichst viele Frauen auf das, was sie machen und was sie sind, stolz draufblicken und sagen, yes, ich bin großartig.

Gretel: Ausnahmsweise habe ich mal nichts dazu zu fügen. Liebe Selina, vielen lieben Dank für das Gespräch. Es war mir wirklich eine große Freude.

Selina: Ich danke dir auch, Gretel.

Gretel: Schaut bei der Selina vorbei. Auf der Website lasst euch nicht von den blonden Haaren abschrecken. Das ist sie wirklich. Ich habe ganz genau geguckt. Schaut bei LinkedIn vorbei. Oder auch bei Instagram, da ist sie ab und zu mal anzutreffen. Selina, es war ein tolles Gespräch. Kümmert euch euch, passt auf euch auf und wir hören uns das nächste Mal bei Moin um Neun.

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Der Business Podcast - Sales & Mindset Impulse für selbstständige Frauen

Zu Gast in dieser Folge ist Selina Furter, Coach für ambitionierte Working Moms. Selina teilt ihre persönliche Geschichte, wie sie während ihrer Schwangerschaft und nach der Geburt ihres Kindes 2015 mit beruflichen Herausforderungen konfrontiert wurde und wie diese Erfahrungen sie schließlich dazu brachten, andere Mütter zu unterstützen.

Themen wie Erschöpfung, mentale Überforderung und das Jonglieren von Karriere und Familie sind zentrale Punkte, mit denen Mütter zu Selina kommen. Sie betont die Wichtigkeit, sich selbst zu priorisieren und unterstützt zu werden. In ihrer Arbeit legt sie besonderen wert darauf, dauerhafte Veränderungen zu bewirken.

Welche Rolle die eigenen Werte, Grenzen und Identität für ihre Coachees und sie spielen, erfährst du in der aktuellen Folge von Moin um Neun.

Mehr Infos zu Selina:

Webseite: www.selina-furter.de Podcast: “Happy Working Mom” : https://selina-furter.de/podcast/ Linkedin: https://www.linkedin.com/in/selina-furter/

Link zu Gretel: https://www.instagram.com/gretelniemeyer/

Transkript:

Gretel: Moin Moin und willkommen zu einer neuen Folge Moin um Neun, dem Business Schnack mit Laura und Gretel. Heute ist Interviewtag und mir gegenüber sitzt Selina Furter. Selina ist Coach für ambitionierte Working Moms. Ich bin mir sicher, dass sie sich das auch vor ihrer Selbstständigkeit nicht hätte vorstellen können, dass es da so einen großen Bedarf gibt und dass sich da wirklich jemand so doll drum kümmern muss. Aber viele, viele Moms werden mit dem Müttersein plötzlich in eine bestimmte Schublade gesteckt und das ist keine schöne Schublade. Moin, liebe Selina, schön, dass du da bist.

Selina: Moin, liebe Gretel, vielen Dank für die Einladung. Freue mich sehr.

Gretel: Ja, ich freue mich auch. Wir haben ja schon im Zuge des Interviews in deinem Podcast, der auch Happy Working Mom heißt, festgestellt, dass ich mit dem Mutterwerden plötzlich so meine Karriere einen Knicks hatte und das da gar nicht so gut lief. Und bei dir war es ja ähnlich. Magst du uns einmal abholen, wie es bei dir gelaufen ist, als du Mutter geworden bist, 2015?

Selina: Sehr gerne. Also ich habe es mir ganz schön vorgestellt. Ich habe gedacht, ich bekomme das hin. Kinder, Karriere, alles in einem. Ich bin auch so aufgewachsen, dass das sozusagen die Lebensrealität ist. Ich bin ja auch im Ostteil von Berlin aufgewachsen. Und um mich herum haben alle Frauen gearbeitet. Das gehörte einfach total zu meinem Selbstbild. Ich wusste ganz genau, dass, wenn ich mal Kinder bekomme, ich war mir lange nicht sicher, ob ich überhaupt das möchte, dachte ich, dann kriege ich das alles zusammen irgendwie hin. Die Realität hat mir da einen kleinen Strich durch die Rechnung gemacht. Und zwar, ich war in einer Führungsposition, hatte also schon ganz gut Karriere gemacht, bin dann schwanger geworden, hab dann so wie man das so macht so für meine Vertretung gesorgt, hab geguckt, dass ich eben mit meinem Mann auch die Elternzeit aufteile. Wir wollten eben das auch gemeinsam machen, also jeder die Hälfte sozusagen. Ich wollte die erste Hälfte nehmen und dann wollte ich wieder in den Job einsteigen, auch wieder in Vollzeit und so weiter. Also in meiner Welt war das perfekt, alles war gut. Und dann bin ich in den Mutterschutz gegangen, habe auch bis zum letzten Tag alles gemacht, durchgezogen und genau drei Wochen später rief mich dann mein damaliger Chef an und hat gesagt, können wir mal zusammen einen Kaffee trinken gehen. Ich dann mit meinem kugelrunden Bauch dann irgendwie mich in so einen Kaffee gequetscht. Ja, und dann hat er mir eröffnet, dass die Position, auf der ich mich befand, nachbesetzt werden würde und dass er da nichts machen könne und dies und das. Und es wäre jetzt einfach jemand da platziert worden. Und auch unbefristet. Ja, und da ist für mich so eine ziemlich große Welt zusammengefallen. Weil ich eben, wie gesagt, von meinem Selbstbild her das überhaupt nicht verstanden habe, dass jetzt sozusagen meine berufliche Zukunft irgendwie anders sein sollte oder gar nicht mehr vorhanden sein sollte. Ich wusste gar nichts mehr. Und In dem Moment habe ich auch so gemerkt, wie so diese ganzen Glaubenssätze plötzlich auftauchten, die ich, wo ich dachte, die habe ich gar nicht so nach dem Motto, jetzt als junge Mama mich bewerben, mich nimmt keiner mehr, ich bin weniger wert. Die werden mir alle komische Fragen stellen, wenn ich in Bewerbungsgesprächen sitze. Und wie soll ich das überhaupt machen? Ich hab fast 30 kg zugenommen. Wie soll ich jemals wieder in meine Businessklamotten passen? Das waren alles so Sachen, die irgendwie da stattgefunden haben. Und mir ging es tatsächlich den Rest der Schwangerschaft. Und auch am Anfang, als die Kleine da war, überhaupt nicht gut mental. Weil ich bin wirklich in so eine Krise dann auch gestürzt. Wahrscheinlich war das dann auch alles zusammen, ne, mit so einem neuen Baby, bis der erst mal da total beansprucht, weißt gar nicht, wie das funktioniert. Dann irgendwie, wie gesagt, diese berufliche Zukunft, die sich da so unsicher darstellt. Ich war immer Hauptverdienerin bei uns in der Partnerschaft. Das heißt, ich hatte auch so ein bisschen Verantwortungsgefühl, was gedrückt hat dann auch einmal. Das hat mich vorher nie gestört, es hat aber dann plötzlich doch ein bisschen gedrückt. Ja, und dann hab ich irgendwie versucht, mich gleich zu bewerben und so und war irgendwie total confused. Also ich war ganz durcheinander und ein bisschen überfordert mit dieser ganzen Situation. Und wie gesagt, hab dann ganz schnell versucht, in meine Klamotten wieder reinzupassen, dass ich zu Bewerbungsgesprächen gehen kann. Ich war total aktionistisch, also ich dachte okay ich muss jetzt irgendwas machen. Ja hat dann natürlich nicht so ganz geklappt. Das kann man sich vorstellen die Ausstrahlung war jetzt nicht so die beste wahrscheinlich. Ja und dann bin ich am ersten Tag nach meiner Elternzeit zu meinem Arbeitgeber hingegangen und habe dann tatsächlich meine Kündigung in die Hand gedrückt bekommen. Und das war schon war schon ziemlich bitter. Und wie gesagt, ich war eigentlich vorbereitet, hatte irgendwie bis zum Schluss noch so gehofft, vielleicht ist es doch nicht so, vielleicht haben die doch noch eine Lösung gefunden. Aber es war halt nicht so. Dann habe ich die Kündigung bekommen und musste mich dann mit dieser Tatsache auseinandersetzen. Ich musste mich rechtlich damit auseinandersetzen, weil es ja auch eine unbegründete Kündigung war. Genau, und habe dann diesen Weg eingeschlagen, auch ins Coaching zu gehen, einmal um mir selber zu helfen, weil ich einfach dachte, ich muss irgendwas tun, mir geht es mental nicht gut. Ich habe irgendwie, ja irgendwie Schwierigkeiten mit dieser Situation umzugehen. Und auf der anderen Seite, ich war ja Personalerin, hat mir diese Coaching-Ausbildung auch für mein berufliche, für mein Profil sozusagen auch geholfen. Und deswegen habe ich dann angefangen auch mit diesem Coaching. Und jetzt habe ich ziemlich viel erzählt. So hat das alles angefangen, also meine Mutterschaft und wie sich das so entwickelt hat, diese ganze Situation. Und deswegen bin ich einfach diesen Weg gegangen, auf dem ich jetzt letztlich doch auch weitergehe.

Gretel: Und sag mal, unsere Geschichten sind ja nicht sehr unähnlich. Sie haben ja schon einige Komponenten, die sehr ähnlich sind. Das könnt ihr, wie gesagt, sehr gerne in Selinas Podcast nachhören. Mit was für Gefühlen ging das bei dir einher? Also weil ich glaube, es ist eins der ersten Male, dass ich als erwachsener Mensch richtig wütend war, richtig wütend, ich es richtig ungerecht fand, weil ich mich auch bis zuletzt so gut es ging, fürs Unternehmen stark gemacht habe, immer lojal war und so weiter und mir wurde einfach der krasse Mittelfinger gezeigt, hab mir auch anwältliche Hilfe geholt und so weiter und ich weiß noch, wie ich in diesem Gespräch mit der Anwältin saß und mir wurde halt gesagt, ja der Job wird nach London ausgelagert, viel Spaß, das kannst du ja mit einem Neugeborenen dann nach London ziehen. Und ich weiß noch, wie ich da saß und mich wirklich so von außen gesehen habe und ich wirklich so dachte, das kann eigentlich nicht wahr sein, dass mir das passiert, super ausgebildet, das kann einfach nicht wahr sein. Also so von Mut bis Unglaube, alles dabei. Wie war das bei dir?

Selina: Ja, also dieser Unglaub war bei mir auf jeden Fall auch vorhanden, weil wie gesagt, ich war fest davon überzeugt, dass das so läuft, wie ich das mir vorgestellt habe und so auch wie es auch abgesprochen war. Also es war ja alles besprochen. Womit ich wirklich wirklich lange zu kämpfen hatte, war so ein Schamgefühl. Ich habe wirklich lange irgendwie überlegt, was habe ich falsch gemacht, was hätte ich anders machen können und auch so dieses, ich muss mich ja jetzt auf dem Arbeitsmarkt wieder neu orientieren, mich nimmt als Mama von einem kleinen Baby niemand. Das war ein Gefühl, was mich lange begleitet hat. Und eher eine Traurigkeit auch. Dass dieses Bild, was ich mir vorgestellt habe, so zusammengebrochen ist. Wut hatte ich gar nicht mal so. Es ging dann später, als ich das so ein bisschen mehr auch zulassen konnte, eher so, dass ich es dann akzeptieren konnte und dass ich mich gewundert habe über meine Naivität auch ein bisschen. Weil wie gesagt dieses ganze Thema mit der Mutterschaft und sowas, das existierte vorher in meinen Gedanken nicht. Ich habe mir vorher nie darüber Gedanken gemacht, wie es dann wirklich sein würde, wenn ich eben arbeiten gehe und Mama bin. Und hatte auch da mich rum jetzt wenig Vorbilder, die eben das irgendwie gemacht haben und geschafft haben. Ich war wie gesagt auch in einer Führungsposition, da wird die Luft ja was Frauen mit Kindern betrifft, dünner. Also da hast du dann eben niemanden dich rum, der dann irgendwie sagt, ja so und so ist das oder so. Also ich konnte da auch niemanden fragen. Und deswegen, ja für mich war das alles ziemlich schockierend und überraschend. Ja und genau das war so und wie gesagt schambehaftet irgendwie. Eine relativ lange Zeit habe ich damit echt gekämpft, ja.

Gretel: Und was ich auch aus dem so raushöre, ich bin ja auch ein Ostkind, also für uns total normal, dass Mütter wieder arbeiten gehen und dass man in der Kita-Betreuung und im Hort und so weiter ist. Was ich jetzt bei dir auch schon sehr stark rausgehört habe, ist, dass du geguckt hast, was du noch machen kannst. Dass du wieder in die Klamotten passt, dass du zu diesen Gesprächen gehst. Was kannst du an dir noch optimieren, anders machen, besser machen, um wieder für andere attraktiv im Sinne als Arbeitnehmerin zu sein. Wie hat sich das gewandelt? Also ich bin mir sicher, dass sich das durch deine Coaching-Ausbildung verändert haben muss. Also dass es auch wahrscheinlich eine starke Rolle spielt in dem, was du deinen Happy Working Moms beibringst oder mitgibst. Weil es geht ja gar nicht, dass wir, jetzt sind hier die Mücken unterwegs, dass wir hier irgendwie alles an uns verändern um uns irgendwo rein zu pressen, oder?

Selina: Ja, total. Also das ist ein längerer Weg tatsächlich gewesen und mir hat zum einen natürlich die Ausbildung geholfen, weil ich eben da eben viele Tools an die Hand bekommen habe. Da waren dann plötzlich so Fragen, mit denen habe ich mich vorher nie beschäftigt. Das waren ganz simple Fragen tatsächlich meistens, aber das waren für mich trotzdem so Aha-Momente, dass ich auch mal so, was du vorhin beschrieben hast, so mal aus mir rausgehen konnte und mich selber beobachten konnte, mich selber mal von außen betrachten konnte, selber auch mal Qualitäten an mir selber irgendwie sehen konnte. Das ist mir sehr, sehr schwer gefallen, muss ich ganz ehrlich sagen. Und dann bin ich natürlich auch, als ich so weitergegangen bin, das erste Mal selbst in Coaching gegangen. Und habe gesagt, Mensch, arbeite mal mit mir, ich brauche Unterstützung, auch was dieses Thema Stärken finden betrifft und auch meinen beruflichen Weg weitergehen. Und war ja auch weiterhin immer in der Führungsrolle. Ich hab ja relativ schnell dann auch wieder einen Job gehabt. Auch das Thema, da muss man ja sehr viel Selbstmanagement einfach auch mitbringen. Und da habe ich einfach gespürt, dass ich da eine Stärkung brauche im Blick von außen, den ich selber so auf mich noch nicht hatte. Und das war so der Weg. Und natürlich ist das ein Weg, der immer noch sozusagen ongoing ist. Man ist ja nie fertig sozusagen mit irgendeiner Entwicklung, sondern das passiert ja die ganze Zeit. Aber ich bin jetzt endlich an einem Punkt, wo ich sagen kann, ich habe super viel Erfahrung, ich habe super viele Kompetenzen, ich habe tolle Fähigkeiten und ich kann die sehen und wertschätzen. Und wenn mir eine Klamotte im Schrank nicht passt, ja, dann muss ich halt eine Größe größer kaufen. Das ist ja nicht mehr so das Problem, wo ich so denke, okay, dann bin ich halt jetzt keine Medium Lady mehr, sondern eine L. Das sind auch so Sachen, mit denen kann ich mich mittlerweile super gut arrangieren und das auch wertschätzen und nicht immer so an mir herumzumekeln und auch so dieses, was du gesagt hast, dass man sich immer versucht anzupassen, sondern dass man eher guckt, okay, was bringe ich denn mit und das dann das Umfeld sozusagen dann eher anders auszuwählen.

Gretel: Ich glaube, es ist halt auch so, also wenn man in so einer Situation ist, ich stelle jetzt gerade bei dir auch so vor, du hast dann da die letzten Wochen Mutterschutz und dann hast du ein kleines Baby zu Hause und eigentlich möchtest du ja auch dort da sein. Ich meine, die meisten Mütter kennen ja das berühmte schlechte Gewissen, nirgendwo ganz total zerrissen zu sein und jetzt hast du da dieses kleine Baby, für das du eigentlich da sein möchtest, aber dann hast du auch noch diesen Druck, dass du Geld verdienen musst, möchtest, wie auch immer. Du hast irgendwie diese ungerechte Behandlung, die dir da irgendwie widerfahren ist. Und das ist halt einfach krass, dass du nirgendwo ganz so präsent sein konntest, wie du das wahrscheinlich wolltest.

Selina: Ja, absolut. Also das war auf jeden Fall eine große Unsicherheit auch, weil so ein Stück Identität ist dann so weggefallen. Und genau, das ist ja jetzt immer die Frage, wie mit welcher Identität man sich sozusagen auch, also welche man sich so aneignet. Aber für mich war der Job, der Beruf, das war ein großes Stück Identität. Ich meine vorher, ich war in einer Partnerschaft und in einem Job. Das waren die zwei großen Dinge meines Lebens. Da war ja nicht viel mehr drum rum. Durch das Muttersein bekommt man ja noch etwas dazu, wo man sich dann auch wieder mit identifiziert. Auch das ist etwas, was ich gelernt habe, dass ich eben auch als Mensch viele Rollen haben kann und dass ich Rollen auch an und ablegen kann, wie ich das gerne möchte oder mehr ausfüllen kann oder weniger ausfüllen kann, wie das zu mir passt. Und zum Beispiel auch so eine Mama-Rolle kann man sich ja auch so anpassen, wie es für sich selbst passt. Man ist ja nicht gezwungen sozusagen 100 Prozent seiner Zeit immer mit dem Kind zu verbringen. Es ist auch immer die Frage, ob das dem Kind dann auch so gut tut. Und deswegen finde ich das immer gut, wenn man sich da wirklich darüber Gedanken macht, was möchte ich wirklich und wo sehe ich mich und was brauche ich dafür und wie kann ich mir das so bauen, dass es für mich sich gut anfühlt einfach.

Gretel: Amen, ich kann es nur so unterschreiben, also mir ging es ja so weiter, dass ich noch ein zweites Kind hinterhergekriegt habe und im Beschäftigungsverbot war und so und ja wirklich drei Jahre nicht gearbeitet habe und für mich war das ein krasses Aufatmen, als ich wieder arbeiten konnte, weil es ja auch ein Teil unserer Identität ist, von den Moms, die auch arbeiten möchten. Mit welchen Themen kommen denn die Frauen, die Mütter meistens zu dir? Also, jetzt haben wir schon irgendwie so was besprochen wie vielleicht schlechtes Gewissen, Zerrissenheit, mentale Überforderung. Was sind so die Einstiegspunkte, wo die Mütter dann sagen, boah, jetzt hole ich mir Hilfe in welcher Art auch immer?

Selina: Also dieses Erschöpfungsthema ist auf jeden Fall ein großes Thema und dieses, Was du auch schon gesagt hast, dieses dazwischenstehen zwischen Job, Familie, eigenen Erwartungen, vielleicht noch ein anderes Umfeld wie Schwiegereltern und weiß ich nicht, was die da auch noch mal mit reinmischen und nicht zu wissen, wie kann ich allen und allem gerecht werden, was man ja nie kann. Aber das ist so das Gefühl, ich muss dem allen gerecht werden. Und dieses Gefühl erfüllt sich nicht. Und dann gehen Frauen auf die Suche. Aber auch das berufliche Fortkommen ist häufig einfach auch ein großes Thema. Wie kann ich als Mama trotzdem beruflich erfolgreich sein? Und beruflich erfolgreich heißt ja nicht unbedingt immer vertikal hoch, sondern vielleicht auch horizontal irgendwie weitergehen oder überhaupt erst mal zu überlegen, was will ich eigentlich? Ich bin seit über 13 Jahren als Personalleiterin in verschiedenen Unternehmen gewesen und habe da einfach auch viele Frauen auch in Führungspositionen natürlich begleitet. Und das ist auch ein Punkt, wo Frauen häufig gar nicht so richtig wissen, kann ich mir das zutrauen? Und wie mache ich das dann auch wirklich? Wie kriege ich das überhaupt hin, wenn ich mich jetzt schon so, wenn ich mal eine Stunde laufen gehe oder so was fühle, als ob ich etwas mache, was mir nicht zusteht. Da arbeiten wir natürlich ganz stark an diesen Glaubenssätzen, an diesem Mutterbild, an dieser perfekten und an diesem perfekten Ideal, was es ja nicht gibt, aber was uns ja immer überall vorgespielt wird. Und genau, das ist so wichtig, das abzulegen und zu sagen, nee, das muss ich nicht sein. Ich darf auch beruflich fortkommen und ich darf auch mehr arbeiten, zum Beispiel. Weil der Stundenumfang ist ja auch wichtig, dass Frauen da nicht bei ihrer geringen Teilzeit bleiben. Viele wollen das eben einfach eigentlich auch gar nicht. Und sehen aber für sich irgendwie nicht so einen richtigen Weg. Also, die stoßen da irgendwie immer so an Grenzen. Dann ist da irgendein Chef, der sagt, nee, ich will nicht, dass du mehr arbeitest. Oder der Mann sagt, nee, ich will, dass du hier zu Hause irgendwie jeden Abend was kochst oder sowas. Keine Ahnung. Und die Frau sagt, nee, das ist aber nicht, wie ich mir mein Leben vorstelle. So. Und dann, das sind so Einstiegspunkte. Ja.

Gretel: Ich bin so gespannt. Ich bin hier innerlich die ganze Zeit am nicken. Du hast ja vorhin auch gesagt, dass dir auch im Coaching relativ einfache Fragen gestellt wurden und du gar keine Antwort darauf hattest. Und ich finde es so spannend, weil ich tatsächlich damals auch so vor zwei Jahren oder drei Jahren mich mal jemand gefragt, was sind denn deine Bedürfnisse? Und das war so, warte kurz, also was meine Kinder brauchen, kann ich dir sagen, mein Mann auch, meine Kundinnen auch. Ich kann Bedürfnisse haben. Ich darf das. Ach, ist ja verrückt. Ja, okay. Und dann, wie du es ja gerade gesagt hast, es ist halt super schwer, wenn wir solange in einer Rolle waren und gut funktioniert haben für alle, die wollen das natürlich nicht, dass wir uns verändern. Die wollen natürlich nicht, dass wir jetzt mehr arbeiten oder weniger zu Hause sind oder dann auch noch zum Sport gehen und so weiter. Und ich glaube, dass das oder ich sehe das ja auch bei unseren Kundinnen, wie schwer das ist, da sich rauszukämpfen und da zu sagen, jetzt muss ich in mich selber investieren, boah krass, mein Mann will das aber nicht. Oder ich habe sowieso schon keine Zeit, wie soll ich jetzt auch noch die Zeit finden, ins Coaching zu gehen und irgendwie was für mich zu tun? Was sagst du den Müttern dann? Also was, wie reagierst du da, wenn du ja schon ganz klar siehst, wo sozusagen die Handlungspunkte sind, sie aber schon noch in diesem gesellschaftlichen Bild gefangen sind oder dieses, okay, ich kann mir das nicht erlauben.

Selina: Also klar, das ist ein ganz großer, also ein großer Glaubenssatz auch, dass man sich das irgendwie nicht erlauben darf. Oder warum, warum soll ich das, meine Eltern oder meine Mutter oder meine Tante, die hat das auch alles alleine hingekriegt. Warum soll ich das nicht alleine hinbekommen? Was die für einen Preis dafür gezahlt haben, das wissen wir Meistens gar nicht. Auch wenn wir jetzt hier aus dem Osten von Deutschland kommen, die Frauen sind zwar arbeiten gegangen, die haben aber trotzdem die ganze Kehrarbeit gemacht. Es ist ja nicht so, dass es gleichberechtigter war. Es war nur mehr sozusagen zusammen. Und womit ich gerne auch argumentiere, ist, dass dieses Invest in dich selbst ja ein Return hat. Also dieser Return kann sein in Zeit, dass du eben lernst, wie du Zeit für dich sozusagen generierst in dem bestehenden Setting, das du hast, dass du eben nach dem Coaching zum Beispiel zwei Stunden mehr Zeit pro Woche für dich hast. Oder es kann auch ein Return sein in Sachen Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein, seine eigenen Bedürfnisse zu äußern und dann eben eine größere Zufriedenheit haben. Und es kann auch sein, dass durch dieses Coaching, du ganz häufig, das ist so die Rückmeldung durch diese Krisen, die ja trotzdem passieren, die gehen ja nicht weg, das Leben ist in Wellen und so. Dass du da viel besser durchkommst, dass die nicht mehr so lange andauern, das du nicht mehr so tief fällst. Dass du viel schneller wieder am anderen Ende sozusagen rauskommst und mit einem besseren Gefühl, dass diese Nachhaltigkeit ist das, was mich selber auch immer so fasziniert an bestimmten Dingen, dass du das für dein ganzes Leben einfach mitnimmst. Und das ist, glaube ich, was ganz tief aus mir rauskommt, weil ich davon ganz, ganz fest überzeugt bin. Und das sind auch diese Rückmeldungen, die ich Gott sei Dank auch bekomme, dass die Sachen tatsächlich lange, lange nachwirken.

Gretel: Und hast du das Gefühl, dass sich was verändert hat in der Bereitschaft an sich zu arbeiten oder vielleicht eher in der Erlaubnis, was für sich zu tun. Weil ich habe so ein bisschen das Gefühl, als ich vor acht Jahren das erste Mal Mutter wurde, da habe ich auch gedacht, so naja, okay, also so ist es jetzt halt, ne? Du musst dich noch besser strukturieren und du musst noch besser gucken, dass du das alles hinkriegst. Und das war eher so eine Selbstoptimierung. Ich wäre wahrscheinlich schwerlich auf die Idee gekommen, da um noch mehr Hilfe zu bitten oder andere Menschen einzubinden und so weiter. Und ich habe ein bisschen das Gefühl, aber vielleicht ist es das Gefühl, dass zum Beispiel über Bücher wie Wir sind doch alle längst gleichberechtigt, dass da mehr Awareness einfach für dieses Thema Care Arbeit, Mental Load und so weiter aufgetaucht ist. Aber bilde ich mir das ein, weil es in meiner Bubble so ist oder ist das wirklich so?

Selina: Das ist eine gute Frage, die stelle ich mir tatsächlich auch, weil ich auch das Gefühl habe, dass das Bewusstsein dafür stärker geworden ist, eben auch durch diese tollen Publikationen, die es gibt. Es gab ja auch tolle Dokumentationen, auch im freien Fernsehen sozusagen zum Thema Mental Load zum Beispiel und so. Also ich glaube schon, dass es mehr im Bewusstsein ist, aber ich glaube, dass es Frauen generell schwerfällt, Hilfe anzunehmen, Unterstützung anzunehmen. Frauen sind einfach unglaublich leidensfähig. Und auch so, was du gesagt hast, ich muss das irgendwie alles alleine schaffen, ist auch so ein ganz tiefsitzender Glaubenssatz, da drüber hinauszukommen, das ist schon echt schwer. Ich glaube, durch dieses ganze Social Media, dass viele Menschen über dieses Thema sprechen, ist da bestimmt schon ein bisschen mehr Bereitschaft dafür. Auch überhaupt, Coaching ist ja publik, dass es das gibt. Das war vor ein paar Jahren auch noch nicht so, dass jemand gedacht hat mich coachen lassen, was ist das, kenne ich gar nicht. Ich glaube dieses an sich dieses Thema, dass man an sich arbeiten kann und dafür eine Unterstützung bekommen kann ist glaube ich schon ein bisschen bewusster. Aber wie gesagt, ich glaube trotzdem, dass diese Bereitschaft sich wirklich unterstützen zu lassen, noch sehr sehr gering ist tatsächlich.

Gretel: Ja, ja gut, da sagst du ja auch so was wie 30 Minuten Schaumbad hol dich nicht aus der Erschöpfung raus. Das ist immer noch so ein bisschen dieser Irrglaube. Ich nehme jetzt ein bisschen Me-Time, sei dass ich mit einer Freundin telefoniere oder mich mal eine halbe Stunde ins Bett lege oder dieses Schaumbad mache und dann wird es schon gehen. Aber das hilft ja nicht bei diesen ganzen Sachen, wie du gerade gesagt hast, bei tiefsitzenden Glaubenssätzen, bei nicht gleichberechtigt verteilter Arbeit, bei, oh Gott, ich hab schon ein schlechtes Gewissen, wenn ich abends zum Sport gehe, weil dann zu Hause jemand weint. Da hilft dir ja auch kein Schaumbad.

Selina: Nee, absolut. Und das meine ich auch damit, dass Coaching muss nachhaltig sein. Wir können nicht einfach einen Pflaster draufkleben und sagen, so, irgendwie wird das schon. Sondern wir müssen schon gucken, woher kommt denn jetzt die Wunde und wie können wir das vermeiden, dass sie noch mal auftritt? Und dass man kann ins Schaumbad gehen, und man kann sich massieren lassen, und man kann sich die Nägel machen lassen, das tut auch gut. Aber wenn man da sitzt und permanent ein schlechtes Gewissen hat, dann hat man irgendwie keine Erholung. Und dieses einfach mal nur so rumsitzen können, nichts zu tun. Das ist eine Kunst, an der arbeite ich selber auch. Aber trotzdem ist es etwas, was sozusagen das Ziel sein sollte, dass man sich wirklich mal hinsetzen kann, dass man rausgucken kann irgendwie und die Zeit genießen kann, ohne irgendwie ständig zu denken, ich muss noch dies machen, ich muss noch das machen, dass dieses Gehirn, dieses Gedankenkarussell einfach mal aufhört zu rattern. Also das ist wirklich das Ziel und wenn Schaumbad dabei hilft, ist es super, aber wenn es sozusagen so eine vorgeschobene Maßnahme ist, so jetzt habe ich aber mal was gemacht. So jetzt Haken dran. Dann ist es glaube ich nicht der Sinn der Sache.

Gretel: Ja genau. Jetzt habe ich was gemacht. Jetzt muss ich noch dankbar sein, dass mir jemand eine halbe Stunde meine Kinder abgenommen hat und jetzt komme ich in die nächste Spirale. Das bringt gar nichts. Schließt super an an das Thema Grenzen setzen. Grenzen setzen ist für dich ja auch ein großes Thema. Ich finde immer, das ist sehr abstrakt für viele. Du hast es ja ein bisschen geklustert in die Arten von Grenzen oder wie man so unterschiedliche Sachen, die einem widerfahren, unterteilen kann. Ich habe es mir mal aufgeschrieben, es ist dieses People-pleasing, Perfektionismus und Leistung. Und ich glaube, das ist auch so ein Ding von, wenn ich nicht leiste, was bin ich denn eigentlich noch wert und was zählt eigentlich alles in Leistung? Wie verstehst du Grenzen setzen? Warum ist das so schwer? Und hast du vielleicht einen Tipp so in Petto, wo du sagst, okay, das ist ein guter Startpunkt. Ich weiß, eine riesige Frage. Ich hole vielleicht einmal so ein, zwei, drei Nuggets raus, die wir gerne so mitnehmen dürfen.

Selina: Also, wo ich gerne ansetze, ist so dieses Thema Werte. Also, sich mal zu überlegen, was habe ich für Werte und wie möchte ich mein Leben danach ausrichten. Bevor du Mama wirst, so war das bei mir, ich kann mich gut als Beispiel nehmen, war meine Karriere für mich alles. Mein Job hat mir sehr viel bedeutet. Dementsprechend war einer meiner Werte diese berufliche Weiterentwicklung. Mit der Mutterschaft hat sich das natürlich verändert und das heißt nicht, dass mir die berufliche Entwicklung nichts mehr wert ist, sondern aber sie ist ein bisschen zurückgetreten hinter dieses Thema Familie einfach. Also meine Werte haben sich verschoben. Und ich glaube, dass es ganz, ganz wichtig ist, dass wir uns einmal bewusst machen, wer wir sind in unseren Rollen. Also was unsere Werte sind und was dann auch die Prioritäten sind. Und ich mache diese Wertearbeit super gerne mit meinen Kundinnen, weil das einen totalen Aha-Effekt auslöst. Also zum Beispiel hatte ich letztens eine Kundin, bei der war das Thema Genuss ein großer Wert, dieses Thema. Ich möchte genießen, ich möchte zum Beispiel mit meinem Mann schön essen gehen und es muss lecker und schön sein und es muss irgendwie eine Atmosphäre haben und so weiter. Wenn ich das weiß, dann kann ich mein Leben ja danach ausrichten. Und wenn ich das mache, dann habe ich automatisch ja auch so eine Art Grenze gesetzt. Jetzt im positiven Sinne, ich möchte diese Zeit mit meinem Mann, wo ich mit dem lecker essen gehen kann, schützen. Und das darf man sich immer so ein bisschen bewusst machen. Man kann sich das vielleicht vorstellen, ich weiß nicht ob du wohnst bestimmt in einem Haus und hast einen Garten. Und jetzt stell dir mal vor, vielleicht ein Klein- oder ein Stück Balkon oder was auch immer. Und jetzt stell dir vor, alle diese Dinge, die dir wirklich was wert sind, die sind in diesem Garten oder auf diesem Balkon. Und der Zaun um deinen Garten herum, das ist die Grenze. Und du überlegst jetzt ganz bewusst, was darf in deinem Garten und was ist außerhalb dieses Zaunes, außerhalb deines Gartens. Und die Dinge, die aber drin sind innerhalb des Zauns, die schützt du. Und die versuchst du irgendwie auch im Alltag zu schützen. Und das können wirklich kleine Dinge sein. Das muss gar nicht so abstrakt sein. Das kann auch sein, wenn ich dreimal die Woche 30 Minuten laufen gehe, dann ist mir das wichtig, weil das gehört zu meinem Wert Gesundheit zum Beispiel oder Fitness. Und dann packe ich das in meinen Garten rein. Oder dass ich irgendwie zweimal die Woche abends meinen Kindern was vorlese, kommt in meinen Garten rein. So und man kann es super messbar auch machen. Also ich bin immer dafür, dass man es sehr sehr praktisch macht, dass man es irgendwie im Alltag auch messen kann, dass man sagen kann, okay, die Zeit mit meinem Mann, ich hab einmal die Woche ein Date mit meinem Mann, das kann man da reinpacken und sagen, okay, das ist das, was ich schützen will. Und dann hab ich auch schon automatisch in die Grenze gesteckt und muss das gar nicht mehr so negativ irgendwie immer machen, sondern ich kann ja auch die Dinge einfach abgrenzen, die mir wichtig sind und alles andere bleibt erst mal draußen. Da kann ich immer noch überlegen, ob ich die Tür dafür aufmache oder nicht. Aber es ist meine Entscheidung. Das ist immer wichtig.

Gretel: Super cool. Ich glaube, das schließt auch ein bisschen an dieses Thema an, an das Messbarmachen und so weiter. Denn wir haben ja eigentlich erst gesagt, es geht gar nicht darum, dass du dich selber die ganze Zeit optimierst, sondern dass du auch guckst, was brauchst du, wo kannst du dir Hilfe holen und so weiter. Und du sagst ja aber auch, wenn du Routinen in dein Leben rein holst, dann hilft dir das auch enorm, um mehr Zeit zu haben für die Sachen, die dir wichtig sind. Und du hast irgendwo geschrieben, eine gute Routine ist wie ein all inclusive Buffet im Hotel. Was meinst du damit?

Selina: Also so ein Buffet, da hast du ja ganz viele Sachen drauf, und du isst ja aber eigentlich alles. Du wirst ja nur auf deinen Teller das raufpacken, was du gerne magst. Vielleicht probierst du auch mal was. Und du packst eben die Routinen, die sozusagen auf diesem Buffet sind, auf deinen Teller rauf, die, die du magst und dann kannst du die mal probieren und du wirst feststellen, welche dir schmecken und welche nicht so gut schmecken und dann kannst du eben gucken, die, die dir schmecken, kannst du ja mehr von machen oder jeden Tag, wenn du jetzt länger im Urlaub bist und dieses Buffet jeden Tag aufgebaut hast, dann nimmst du einfach deinen Teller und dann weißt du morgen schon, welche Routinen dir richtig lecker schmecken und dann packst du die wieder auf deinen Teller. Und so entstehen einfach diese Abläufe, die sich ja auch wiederholen. Und ich bin totaler Fan von Routinen, weil die einfach den Tag gut strukturieren und weil die dafür sorgen, dass du die Dinge, die dir wirklich gut tun, dass du sie auch machst. Weil Routinen ja dafür sorgen, dass du sie nicht vergisst. Eine gute Routine ist ja so implementiert, dass du dran denkst beziehungsweise die irgendwo anknüpft oder so was. An das Zähne putzen oder an den Kaffee oder an überhaupt die Tageszeit oder wenn du abends nach Hause kommst, hast du irgendeine Routine. Die findet ja statt. Ob das jetzt eine gute oder eine schlechte ist, ist jetzt die Frage. Eine Routine kann ja auch sein, dass man sich abends auf Sofa sitzt und durch Instagram scrollt. Das ist auch eine Routine. Genau, und deswegen ist es so wichtig, sich diese Abläufe bewusst zu machen und zu gucken, wo kann ich mir guttuende Routinen so in meinen Alltag holen, dass ich die Dinge, die mir wichtig sind, sind wir wieder bei den Werten, wirklich auch mache und die Dinge, die mir vielleicht nicht so wichtig sind, versuche irgendwie zu überschreiben mit was anderem, irgendwie die aus dem aus dem Leben vielleicht kleiner zu machen oder zu vermeiden, irgendwie so. Genau und deswegen so dieses Buffet war so mein Bild, wo ich dachte, ja, du kannst dir doch alles nehmen, was du gerne möchtest, wenn es dir schmeckt. Und dann, du hast eine breite Auswahl und es sagt dir niemand, was du nehmen darfst und was nicht.

Gretel: Und dass du aber das natürlich auch schaffst, dann die anderen Sachen mal draußen zu lassen. Das andere nicht zu machen, nicht die ganze Zeit zu denken, oh das müsste ich auch noch und das würde ich auch gerne noch unter, sondern sich wirklich mal auf das zu fokussieren, was jetzt wirklich was bringt.

Selina: Ja ich bin totaler Fan auch dieser Strategie der kleinen Schritte, wirklich die Schwelle so niedrig zu machen wie möglich, eeil wenn ich jetzt zu dir sage, so ab morgen läuft jetzt eine Stunde jeden Tag, wirst du mir ein Vogel zeigen sagen, wie soll ich das denn machen. Aber wenn ich zu dir vielleicht sage, ja mach doch morgen mal so, weiß ich nicht, so fünf Minuten irgendwie, gehst du mal ein bisschen rausspazieren. Und wirst du sagen, fünf Minuten ist ein bisschen wenig. Dann sag ich dir, mach aber mal, eine Woche fünf Minuten ist super. Und in der zweiten Woche gehst du dann vielleicht zehn Minuten, weil du dann einfach diese fünf Minuten schon so verinnerlicht hast, dass du in der zweiten Woche mit zehn Minuten super klarkommst. So und so fängt man an, irgendwie so Dinge klein aufzubauen, damit sie sich auch wirklich richtig fest verankern und auch Spaß machen. Das darf man ja auch nicht vergessen. Wir wollen ja Spaß im Leben haben.

Gretel: Ja voll. Ich finde das so, ich finde es so witzig, weil also gerade auch berufstätige Mütter, wir haben es ja schon gesagt, wir sind auch über Leistungen irgendwie mitdefiniert und wir machen unsere Jobs gern oder haben sie gern gemacht und so weiter. Und mir hat auch mal eine Coachin gesagt, ja, mach doch das und das. Und ich habe gesagt, ja, viel zu wenig. Also ich meine, was soll das denn? Das bringt ja gar nichts. Ich muss immer die Extra-Meile gehen. Das ist voll in mir drin. Und so weiter hat sie gesagt. Ja, und die Extra-Meile ist jetzt Umsetzen. Wirklich auch machen. Und da habe ich so gedacht, Scheiße. Mit den eigenen Mitteln geschlagen. Aber es ist ja, wie du sagst, klein anfangen und das aber wirklich auch machen.

Selina: Ja, und das hilft sehr.

Gretel: Ja, Selina, wir sind leider schon so gut wie am Ende, aber ich möchte auf jeden Fall, dass die Working Moms da draußen, die uns zuhören, ob sie jetzt angestellt sind oder selbstständig oder die, die gerade Mütter werden und sich da irgendwie Gedanken drüber machen oder es schon sind und merken irgendwas stört mich. Den möchte ich gerne noch mal mitgeben, wie sie mit dir arbeiten können. Erzähl uns doch mal neben deinem super duper Podcast Happy Working Mom, den ich sehr empfehlen kann. Wo trifft man dich an? Wie kann man mit dir arbeiten? Was bietest du da an?

Selina: Super gerne. Also als erstes habe ich eine Homepage, bei der man sich nicht wundern darf, dass ich da noch mit blonden Haaren abgebildet bin. Aber es ist meine Homepage, die heißt selina-furter.de. Da kann man sich mal ein bisschen umschauen, auch über meinen Werdegang und da auch einen Gesprächstermin für ein kostenloses Beratungsgespräch vereinbaren. Dann gucken wir einfach, ob Coaching zu dir passen würde, zu deiner Situation passen würde, ob das, was du gerne möchtest, eben, ob wir das gemeinsam erreichen können. Und das ist dann eine eins-zu-eins-Begleitung. Die biete ich an über drei oder sechs Monate. Häufig fangen wir auch mit drei Monaten an und machen dann einfach eine Verlängerung. Das kann man dann eben einfach individuell entscheiden. Jetzt im Moment habe ich gerade zum Beispiel nächste Woche eine New-Me-First-Challenge, wo wir uns darum kümmern, dass du dich selbst wieder priorisiert und an die erste Stelle stellst. Das werde ich vielleicht auch wiederholen. Also das sind auch so kleinere Angebote und ansonsten ist meine Homebase tatsächlich LinkedIn. Da findet man auch sehr, sehr regelmäßig Beiträge von mir und da kannst du einfach mal reinlesen und gucken, ob das, was ich da so erzähle, mit dir resoniert und mir einfach da eine Nachricht schicken. Also auf LinkedIn bin ich sehr aktiv und dann kannst du mir auch einfach schreiben. Genau.

Gretel: Sehr cool, ich danke dir. Ich habe noch einen letzten Punkt und dieses Statement möchte ich einfach gerne dir überlassen oder du darfst sozusagen was dir einfällt, denn ich habe so festgestellt, für viele Mütter, mich eingeschlossen, ist es am Anfang sehr, sehr schwer, was für sich selbst zu tun. Wenn ich aber merke, okay, das bringt allen was, wenn ich die berühmte Maske im Flugzeug erst mir aufsetze und mich dann um die Familie kümmere oder auch meinen Job, dann ist das sehr, sehr hilfreich. Aber ich weiß, dass es schwer ist, für viele Mütter in sich zu investieren und für sich loszugehen. Und jetzt hast du aber das Statement auf deiner Seite, unsere Gesellschaft braucht mehr glückliche Mütter. Was, warum und wie und was sind deine Gedanken dazu?

Selina: Ich glaube tatsächlich, dass wenn Frauen anfangen, mehr stolz auf sich zu sein, mehr auf das zu schauen, was sie jeden Tag großartiges leisten. Und dabei geht es gar nicht darum, dass sie viel tun, sondern dass sie einfach da sind. Dass sie einfach für ihre Kinder da sind, für ihre Familie da sind, für sich selbst da sind. Und wenn sie da ein bisschen mehr Stolz drauf entwickeln, dann hätten wir einfach eine andere Welt. Ich bin 100%ig überzeugt davon, und deswegen ist mir das so ein Anliegen, dafür zu sorgen, dass möglichst viele Frauen auf das, was sie machen und was sie sind, stolz draufblicken und sagen, yes, ich bin großartig.

Gretel: Ausnahmsweise habe ich mal nichts dazu zu fügen. Liebe Selina, vielen lieben Dank für das Gespräch. Es war mir wirklich eine große Freude.

Selina: Ich danke dir auch, Gretel.

Gretel: Schaut bei der Selina vorbei. Auf der Website lasst euch nicht von den blonden Haaren abschrecken. Das ist sie wirklich. Ich habe ganz genau geguckt. Schaut bei LinkedIn vorbei. Oder auch bei Instagram, da ist sie ab und zu mal anzutreffen. Selina, es war ein tolles Gespräch. Kümmert euch euch, passt auf euch auf und wir hören uns das nächste Mal bei Moin um Neun.

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