Pixel-Popcorn-Podcast: Warum Cosplay nicht nur in der japanischen Kultur gut ankommt
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Menschen auf der ganzen Welt verkleiden sich gerne und schlüpfen zu Fasching und Halloween in andere Rollen. Beim Cosplay, das seinen Ursprung aus dem Land der aufgehenden Sonne Japan hat, geht das noch einen Schritt weiter. "Cosplayer achten nicht nur darauf, dass die Verkleidung so detailreich wie möglich ist, sondern ahmen die Posen und Verhaltensweisen ihrer Protagonisten so gut es geht nach", erklärt die 27-jährige Lisa Gaßmann aus Weiden.
Der Unterschied zu normalen Faschings- und Halloweenkostümen sei der, dass man diese bereits komplett in lokalen Geschäften kaufen könne, ergänzt sie. "Beim Cosplay ist das meiste alles Handarbeit." Von der Planung der jeweiligen Kostümierung über den 3D-Druck von Accessoires bis hin zum Einkauf verschiedener Webstoffe über das letztendliche Anfertigen der Verkleidung mache sie alles selbst. Wie viel Geld sie dafür ausgibt? "Definitiv zu viel", gibt die 27-Jährige offen zu. Ab 100 Euro ginge es meist erst los und die Grenze sei nach oben offen. "Ich war aber zum Glück noch nie im vierstelligen Bereich. Noch nicht."
2010 habe bei ihr alles angefangen. Sie wollte damals aussehen wie die Charaktere aus dem Videospiel "Tekken" und hatte erfahren, dass es einen eigenen Begriff für diese Art von Kostümierung gibt. Seitdem schlüpft sie regelmäßig in verschiedene Rollen wie in die der Protagonistinnen aus dem Videospiel "The Witcher" mit den Namen Ciri, Yennefer oder Triss. "Es gefällt mir, dass man so wandelbar ist und verschiedene Charaktere ausprobieren kann", sagt Gußmann. Durch das Cosplayen habe sie sich selbst neue Fertigkeiten wie das Nähen und Malen beigebracht. "Ich habe mich auch mit mittelalterlichen Rüstungen und diversen Perücken auseinandergesetzt". Das alles kommt bei ihren Cosplays zum Einsatz. Für das "The Witcher"-Cosplay posiert sie dann zum Beispiel in voller Montur: detailgetreues Make-Up, handgemachte Rüstung, farbenfrohe Perücke, Schwert- und Schildattrappe.
Zeitintensives Hobby
Die Cosplayerin arbeitet Vollzeit als Sachbearbeiterin in einem Sanitätshaus und kann demnach nur nach Feierabend oder an Wochenenden sowie im Urlaub an ihren Kostümen werkeln. Wenn die nächste Convention wie die Leipziger Buchmesse, die Gamescom in Köln, die Polaris in Hamburg oder die Dreamhack in Leipzig ansteht, kann es schon einmal zeitlich knapp werden. "Bei einer Deadline muss ich dann schon ziemlich intensiv daran arbeiten", erklärt Gußmann. Generell lebe sie ihre Leidenschaft jedoch nach Lust und Laune aus. Das Cosplay zur Spielfigur "Ahri" aus dem PC-Spiel League of Legends liege bereits seit über einem Jahr unfertig bei ihr zu Hause. "Es soll einfach nicht in Stress ausarten, sonst geht der Spaß verloren."
Für den Spaß sorgt sie selbst bei Fotoshootings mit ihrem 31-jährigen Freund Florian Batze, der aus dem Medien-Bereich stammt. Zusammen setzen sie Cosplay-Ideen um und sind in der näheren Umgebung an atmosphärischen Locations unterwegs. "Für das letzte "The Witcher"-Cosplay waren wir auf der Burgruine in Weißenstein (Tirschenreuth)", sagt die Cosplayerin aus Weiden. Dort haben sie Wanderer getroffen, die vom Look des Kostüms sehr fasziniert gewesen seien. Beim Shooting machte Freund Florian nicht nur Fotos, sondern hat das ganze auch für ein Video-Reel auf Instagram festgehalten.
Neben den positiven Reaktionen auf ihre Verkleidungen auf Conventions, privaten Fotoshootings und unter ihren Beiträgen in den sozialen Medien (Instagram: palefoxlady), musste die 27-Jährige aber auch eine andere Seite kennenlernen. "Teilweise ging es schon in eine übergriffige sexuelle Richtung", sagt die Cosplayerin. So umarmte sie jemand auf einer Messe und sei ihr dabei zu nahe gekommen.
Cosplayer sind keine Schausteller
"Jemand hatte mich sogar einmal gefragt, ob er mir an meinen Hintern fassen dürfe." So ein Verhalten sei jedoch ein "bekanntes Problem", da viele "Normalos" nicht die Abgrenzung zwischen Cosplay und Mensch verstünden, ergänzt Gußmann. Cosplayer seien keine Schausteller wie zum Beispiel im Disneyland, die man nach Belieben umarmen könne und mit ihnen nett posiert. "Hauptsächlich machen wir Cosplayer das für uns selbst und nicht für die Zuschauer."
Und was ist mit Japan, dem Cosplay-Land schlechthin? "Ich war leider noch nicht selbst dort", meint die Cosplayerin. Doch sie würde liebend gerne dorthin reisen, um das Viertel "Akihabara" zu sehen. Das Viertel ist speziell für Anima-, Videospiel- und Mangafans interessant, da es dort allerlei kaufbares Merchandise und mehr gibt. "Das Disneyland in Tokyo und Kyoto für seine Schreine und Tempel würde ich auch gerne besuchen." In Japan solle es sogar eigene Cosplay-Studios geben, die Interessierte für Shootings buchen können. Kein Wunder also, dass die 27-Jährige ins fernöstliche Japan möchte.
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